Industrieschauplatz Satteins

1836 gründeten drei Schweizer Fabrikanten und zwei Vorarlberger Kleinunternehmer in Satteins eine Rotfärberei und Baumwolldruckerei. Johann Peter Elmer, Johann Kaspar Zweifel und Mathias Schlittler stammten alle aus dem bereits industrialisierten Kanton Glarus. Wie bei anderen frühindustriellen Investoren in Vorarlberg war die Errichtung ihres Unternehmens vom Erwerb eines passenden Grundstücks mit Wasserrechten abhängig. Dieses brachte Josef Lins mit dem Standort seines Sägewerks direkt am Sägenbach in der Satteinser Au ein. Ein weiterer Teilhaber war der Feldkircher Wirt Franz Anton Bargehr. Beide zogen sich aber bald aus dem Projekt zurück.

Die Fabriksanlage, in der heutigen Augasse 50, bestand aus mehreren Gebäuden, darunter ein heute nicht mehr existierender, für Färbereien typischer Trockenturm. Das noch erhaltene Hauptgebäude ist ein typischer Fabrikshochbau nach englischem Vorbild, der seit 2019 unter Denkmalschutz steht.

Die Fabriksgründer wohnten anfangs in der Nähe der Fabrik, später entstand eine kleine Villa an der Alten Schlinserstraße 7, die 2017 abgerissen wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wohnten die  Nachkommen der Gründer nicht mehr im Dorf, sondern in Feldkirch oder St. Gallen.

Die Färberei und Druckerei Elmer & Comp. erlebte einen raschen Aufschwung. Etwa zehn Jahre nach ihrer Gründung arbeiteten dort an die 260 Personen, darunter viele Schweizer Facharbeiter, dazu kamen an die 300 Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen aus der Region. Die auswärtigen Fachkräfte führten, wie auch in Thüringen, zu einer Veränderung des Sozialgefüges in Satteins. 1852 expandierte das Unternehmen mit einem Webereineubau nach Schlins. Bis 1901 blieben beide Fabriken in Familienbesitz, nach dem Selbstmord des letzten Besitzers Arnold Elmer aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten ging das Gesamtunternehmen in Konkurs.

Von 1907 bis 1923 wurden die Elmer’schen Fabriken vom Hohenemser Textilunternehmen Jakob G. Reis geführt. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm 1931  J. M. Fussenegger aus Dornbirn die Satteinser Fabrik. Ab 1968 verpachtete Fussenegger die Anlage an die Tochterfirma Promonta Sportmoden (http://www.fussenegger.com), die vor allem Skimode anfertigte. In den letzten Jahren wurde die Anlage von der Gemeinde auch als Flüchtlingsheim genutzt.

In Satteins entwickelte sich aber noch ein anderer, für den Walgau eher seltener Industriezweig – die Stickerei. Daniel Metzler hatte 1896 mit einer Maschine zu sticken begonnen, 1911 errichtete er im Außerfeld 12 ein stattliches Gebäude für zwölf Maschinen, das später noch ausgebaut und mit einer stattlichen Villa ergänzt wurde. Metzler war nicht nur Unternehmer, sondern einer der zwei Satteinser „Energiepioniere“ (neben Gebhard Burtscher). Er plante um 1900 vorausschauend ein Laufkraftwerk am Gießenbach, das sein Unternehmen und einige Satteinser Haushalte mit Strom versorgen sollte. Das Unternehmen Daniel Metzler’s Erben beschäftigte über Jahrzehnte zwischen 40 und 50 Personen, der Höchststand war in den 1980er-Jahren mit 80 Mitarbeitenden erreicht. Über viele Jahre lief die Produktion im Zweischichtbetrieb. Seit 2014 ist die Stickfabrik aber endgültig geschlossen.

Weiterführende Literatur

Peter Erhart (Hg.): Satteins: ein Walgaudorf erzählt seine Geschichte, Satteins 2018

Barbara Motter, Barbara Grabherr-Schneider: Orte-Fabriken-Geschichten, 188 historische Fabriksbauten in Vorarlberg, hg. v. Wirtschaftsarchiv Vorarlberg, Innsbruck 2014

Manfred A. Getzner: Getzner, Mutter & Cie, Bludenz und die Entwicklung der Textilindustrie im Vorarberger Oberland, Teil A, Band II, Feldkirch 1989