Industrieschauplatz Gais

In Bludesch-Gais wurde 1831 von Johann Müller unter Beteiligung des Dornbirner Textilunternehmens Herrburger & Rhomberg eine Türkischrot-Färberei gegründet. Müller hatte mit der Färberei davor bereits in kleinem Rahmen in Thüringen begonnen. Auf einem großen Grundstück zwischen Dabaladabach/Gießenbach und Schwarzbach im Augebiet nahe der Ill (heute Walgaustraße 10) entstand ein großes Fabriksareal.

Eine Spezialität des Unternehmens war die Garnfärberei, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ganz Vorarlberg nur zwei weitere Betriebe anbieten konnten. 1881 erwarb John Douglass , der Besitzer der Spinnerei Thüringen, das Unternehmen, richtete neben der Färberei eine Baumwollspinnerei ein und baute zwei Arbeiterwohnhäuser.

1904 erwarb der neue Besitzer der Thüringer Fabrik, Heinrich Wintsch, gemeinsam mit Emil Degerdon ein Fabrikant aus dem Raum Ravensburg, den Betrieb in Gais. Wenig später übernahm Degerdon den Standort zur Gänze und führte ihn unter dem Namen Degerdon & Co weiter.

Nach einer vorübergehenden Nutzung als Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg und als Rüstungsbetrieb im Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Degerdon zu einem der führenden Lohnveredelungsbetriebe Österreichs.

2004 musste das Unternehmen mit 150 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Konkurs anmelden, für kurze Zeit wurde eine Fortführung des Betriebs im Bereich Textildruck versucht.

2006 übernahm das Technologieunternehmen Delunamagma das Areal. Der Aufbau des Standorts scheiterte aber, und die gesamte, zum Teil schon zur Ruine verkommene Anlage wurde 2011 bis auf ein ehemals fabrikseigenes Kleinkraftwerk am Dabaladabach und ein einstöckiges Produktionsgebäude an der Walgaustraße (gegenüber der Fabrik) abgerissen.

Weiterführende Literatur

Barbara Motter, Barbara Grabherr-Schneider: Orte-Fabriken-Geschichten, 188 historische Industriebauten in Vorarlberg, Innsbruck 2014